Die persönlichste aller Ausstellungen des 2019 verstorbenen Peter Lindbergh.

Ich habe die Ausstellung am 27.02.2020 besucht, im Kunst Palast in Düsseldorf.

Die Ausstellung wurde von Lindbergh selbst kuratiert. D.h. über die Bildauswahl und die Hängung hat er selbst entschieden.

Ich nenne die großen Bilder, die direkt auf die Wand geklebt sind, im folgenden einfach aber nicht despektierlich „Tapeten“ 🙂 Diese sind ziemlich groß und beeindruckend.

Obwohl ich ein sehr großer Fan von Peter Lindbergh bin, so muss ich sagen, ich tue mich mit der Ausstellung schwer. Der Ausstellungsraum ist nicht sonderlich groß, aber sehr voll. Während mich die „Tapeten“ im Vorderen und hinteren Bereich noch begeistern, so empfinde ich die den Rest doch an vielen Stellen überladen.

Die „Tapeten“ sind Kante an Kante geklebt womit sich die Bilder nicht voneinander durch Raum oder Rahmen trennen. Das ist ungewöhnlich und interessant. Aber ich denke, es würde dem Auge gut tun, wenn die restliche Hängung mehr Freiraum hätte.

In einem Gespräch mit Museumsdirektor Felix Krämer schildert Lindbergh welche Schwierigkeiten er bei der Bildauswahl hatte und welche Fragen sich dabei für ihn aufwarfen.
Vermutlich kennt es jeder, der schon mal ein Fotobuch erstellt hat. Man bekommt noch mal eine andere, meist recht kritische Sicht auf seine Bilder. Und man verzettelt sich leicht, weil man ja fast alle Bilder toll findet (sonst hätte man sie entsorgt) und die Gedanken schweifen ab, Erinnerungen kommen auf und oft denke, dass Bild muss auch noch rein.
Raus kommen dabei schnell Bücher, die überfrachtet sind und mit für den Betrachter redundanten Werken.

Auf der einen Seite finde ich die Ausstellung interessant weil halt ungewöhnlich -und weil natürlich fantastische Werke darin zu sehen sind-, auf der anderen Seite überzeugt sie mich nicht. Aber vielleicht habe ich sie auch einfach nicht verstanden!?
Warum taucht plötzlich mitten drin Flipper auf? Warum hängt da ein in meinen Augen recht belangloses Landschaftsbild?

Lindbergh sagt in dem eben genannte Gespräch „Gerade bei diesem Ausstellungsprojekt begegne ich meinen Fotos deswegen ganz neu.
Ich auch 🙂

Sehr spannend ist der mit „Testament“ betitelte Teil der Ausstellung, in der Bilder und vor allem ein Film mit Elmer Caroll zu sehen ist. Caroll ist ein in Amerika zum Tode verurteilter Mörder. Lindbergh hat in eine halbe Stunde lang in einen Einwegspiegel schauen lassen und ihn durch selbigen gefilmt.

Ich hatte Glück, dass die Ausstellung und der Filmraum nicht allzu stark besucht waren. So dass ich mir zwar nicht 30 Minuten lang, aber doch eine Weile, den Film angeschaut habe. Es ist schon interessant zu beobachten wie dabei die eigenen Gedanken auf Wanderschaft gehen.
Es ist interessant mal eine ganz andere Seite Lindberghs Werk kennen zu lernen.

Schon fast gruselig wird es, wenn man eine Stunde später in eine andere Ausstellung eines anderen Fotografen geht und es in dieser u.a. um freigesprochene Todeszelleninsassen geht.

Eine Randerscheinung der Ausstellung ist der zugehörige Katalog.
Andreas Jorns hatte bereits in einem Facebook-Beitrag vor der schlechten Qualität „gewarnt“. Er hat recht, das Papier ist den Bildern und dem Preis (60€) einfach nicht angemessen. Da empfehle ich, wenn man es noch nicht hat, doch eher „shadows on the wall“. Der kostet zwar noch mal 20€ mehr, ist aber in meinen Augen der beste Bildband Lindberghs.
Das ist natürlich komplett subjektiv und liegt auch daran, dass ich ein großer Fan einfacher aber ehrlicher close ups bin.
Entsprechend sind auch das die Bilder, die mir in der Ausstellung am besten gefallen. Diese, und, ich nenne sie mal Street-Bilder, begeistern mich sehr.

Ich werde die Ausstellung noch mal besuchen. Dann mit Führung. Vielleicht gibt es dort Antworten auf manche meiner Fragen und ich dann zu einer anderen, klareren Einschätzung.

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