Die ursprüngliche Überschrift war eine völlig andere. Nämlich „Mit Jenny in den Straßen der Stadt“. Ursprünglich sollte es um eben genau dieses Shooting gehen. Aber was interessiert mich mein Geschreibsel von vorgestern 🙂
Das war mein zweites Shooting mit Jenny. Das letzte war acht Monate her. Dennoch knüpften wir fast nahtlos an.
Es gibt Menschen, mit denen aus dem Stand eine kleine Verbundenheit entsteht, die keine wöchentlich repetitive Auffrischung benötigt und welche auch größere Pausen übersteht.
Es gibt Modelle, deren höchstes Ziel es ist, maximal attraktiv abgebildet zu werde, und die sich nicht über diesen Punkt hinweg entwickeln. Für mich wird es interessant, wenn diese Schwelle überschritten wird und die Shootingpartnerin zu sich selbst zurückkehrt.
Jenny ist mit einer unfassbaren Schönheit gesegnet und hat eine grandiose Ausstrahlung. Für mich ist sie ein Mix aus Linda Evangelista und Sophia Loren.
Natürlich werde ich ihr damit nicht gerecht. Jenny ist Jenny. Und genau darum geht es. Es gab auch keinerlei Vorgaben der Art „Sei mal die oder die“ oder „Schau mal wie Linda“.
Dennoch ist es eine Art Inszenierung. Aber es ist eben unsere Inszenierung, unsere Interpretation. Gespeist aus unseren Persönlichkeiten.
Wer glaubt, dass der Fotograf nur abdrückt und das Vorhandene einfängt, der hat vieles nicht verstanden. Jede Entscheidung bzgl. Moment, Perspektive, Bildkomposition, Belichtung sagt ja etwas aus über einen – zumindest wenn sie „frei“ getroffen wird. Auch wenn das Bild am Ende eher spontan, intuitiv, aus dem Moment und der Bewegung heraus entsteht.
Die Kommunikation, das gesamte Verhalten hat Einfluss auf die Bilder. Und es gab ja auch viele Entscheidungen vorher, die zu dem Bild geführt haben. Und viele nach dem Auslösen.
Auf der Seite der Shootingpartnerin wirken sich die Entscheidungen teilweise direkter auf das Bild aus und sind offensichtlicher. Mimik, Pose, Ausdruck, Kleidung, Make-Up usw.
Ich sagte mal zu Jenny:
„Egal was Du darstellst, es ist Deine Art es darzustellen. Es ist Deine Persönlichkeit, die in dem Bild steckt. Auch wenn es eine Inszenierung ist, das macht das Bild zu einem Jenny-Bild :-)“
Lars Eidinger ist für mich ein Paradebeispiel. Er verkörpert seine Rollen mit einer enormen Leidenschaft. Die Leute sagen, er gehe in der Rolle auf. Genau das sehe ich nicht. Er bringt sich ein. Mit Haut und Haaren. Er drückt jeder Rolle seinen Stempel auf. Er macht sie zu seiner Rolle. Einen Eidinger erkennt man immer als Eidinger. Unverwechselbar und großartig.
Ja ja, dieser Beitrag sollte eigentlich nur kurz das Shooting aufgreifen und auf die Sonderausstellung verweisen. Sollte. Wie so oft, und wenn ich ehrlich bin, auch gerne, oder eher andersherum, weil das „gerne“ zu dem „oft“ führt, schweife ich ab. Wie in der Fotografie nehme ich mir auch bei den Worten die Freiheit, nicht einem konkreten, und erst recht nicht vorgegebenen Pfad zu folgen.
Ob ich mich in Worten oder in Bildern versuche auszudrücken ist ein riesiger Unterschied. Wahrscheinlich mehr noch für den Betrachter/Leser als für mich. Aber wenn man all die kleinen Spielereien, die Aromastoffe ausblendet, wenn man das gesamte Wasser verkochen lässt und nur das Extrakt betrachtet, ist es dann nicht zwangsweise dasselbe? Und damit kommen wir, völlig unerwartet, dahin zurück, dass, wenn wir uns nicht verstellen, eine gehörige Portion Persönlichkeit in den Dingen steckt, aus ihnen heraus strahlt oder zumindest schimmert.
Und so bekommen die Dinge eine Prägung. Eine Handschrift wird erkennbar. Manche reden von Stil. Man legt ihn sich also nicht zu, sondern man lässt ihn zu. Desto weniger wir nach den vermeintlichen Erwartungshaltungen anderer handeln und desto mehr wir uns öffnen, desto mehr wird selbiger erkennbar. Wir lassen einen Blick auf uns zu. Egal ob vor oder hinter der Kamera.
Von vielen berühmten Fotografen, wie Avedon oder Lindbergh, gibt es Aussagen bzgl. der Persönlichkeit in Bildern. Es zu lesen ist etwas ganz anderes, als es selbst zu erkennen oder zu spüren.
Noch mal kurz zum Ursprung; „Mit Jenny in den Straßen von Köln“.
Wie schrieb ein Freund so schön und passend: „So tolle Fotos! Ich mag dieses Zwischending/Überlappende aus Street/People/Fashion wirklich sehr wie du weißt 😊“
Genau so ist es. Niemand ist nur das Eine. Und die Bilder sind es auch nicht.
So, genug der Worte. Ich bekomme Hunger.
Hier geht’s zur Sonderausstellung – hinten rechts 🙂