Die gibt es gar nicht. Zumindest nicht als statisches Gebilde. Sie wird nächste Woche schon wieder etwas anders sein. Zumindest hoffe ich das. Und das macht es so spannend.
Alles, und ich glaube wirklich Alles, fließt in die Fotos mit ein. Wenn mir der Rücken weh tut und ich deswegen gewisse Haltungen und Perspektiven vermeide, wenn mir was durch den Kopf geht und ich mich nicht auf meine Partnerin konzentrieren kann, wenn ich Angst habe das Shooting zu vermasseln, wenn ich gut drauf bin und ab Bild Nummer drei um die Partnerin tanze. Wenn ich in einer Ausstellung war und von einer Komposition begeistert, wenn…
Und so wie wir uns jeden Tag ein wenig verändern, und auch wenn ich oft glaube, dass es bei mir nur in die Breite ist, so verändert sich unsere Fotografie. Mit jedem Erfolg, und vor allem jedem scheitern, lernen wir etwas dazu.

Ich kann meine Fotografie gar nicht beschreiben. Dazu fehlen mir Worte und Zeit. Und wie gesagt, sie ändert sich ja auch laufend. Also kann das hier nur eine Momentaufnahme sein 🙂

Angefangen habe ich die Peoplefotografie mit S/W und sehr close. Und dazu zieht es mich auch immer mal wieder hin zurück. Diese Intensität fasziniert mich. In keinem Bildband stärker als „shadows on the wall„.
Aber auch wenn ich heute nur am #colormonday auf Facebook Bilder in Farbe poste, so ist das Verhältnis von Farbe zu S/W nicht wirklich 1:6. Erstens wäre hier ein mathematischer Dogmatismus schon mehr als albern und zweitens wird Farbe, wenn auch nicht kontinuierlich, immer mehr bei mir.

Bevor ich mit People anfing habe ich schon fotografiert. Überwiegend Street. Irgendwie war das schon fast das Gegenteil. Unentdeckt bleiben, auf Distanz. Nun bin ich den Menschen ganz nah auf die Pelle gerückt mit meiner kleinen Olympus. Und auch wenn sie oft belächelt wurde, so macht es einen Unterschied ob die fotografierte Person in ein Ofenrohr wie das Sigma 105/f1.4 schaut oder hinter der Kamera noch ein Gesicht ist. Ebenso andersherum. Davon bin ich überzeugt. Ich habe einfach beim fotografieren weiter kommuniziert. Ich habe nie eine auf KB umgerechnete Brennweite über 90mm eingesetzt. Nähe entsteht durch Nähe.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich den natürlichen Abstand, den zwei fremde Menschen normalerweise haben, unterschritten habe. Nicht jedoch ohne vorher um Erlaubnis zu fragen und zu sagen „Wenn ich Dir zu nahe komme, dann sag es bitte.“. Wenn das „Modell“ sich unwohl fühlt, dann ist alles verloren.

Manchmal vermisse ich die Leichtigkeit der Anfänge. Alles war neu und aufregend. Es gab im Grunde kein Scheitern. Ich hatte vor mir selbst Welpenschutz.
Es gründete sich die Hafengäng. Ein paar Fotobegeisterte auf beiden Seiten der Linse. Es entwickelten sich Freundschaften.
Das doofe an Anfängen ist, dass sie nicht lange halten. Wir wollen uns ja weiter entwickeln, besser werden, was auch immer das bedeuten mag, und nicht auf der Stelle treten.
Irgendeinen Preis bezahlt man immer. Aber wenn ich mir oben die Bilder anschaue, dann kommt schon ein wenig Wehmut auf. Aber auch Dankbarkeit. Für die Bilder und vor allem die Momente.

In der Peoplefotografie geht es um People. Und nichts ist so facettenreich und interessant wie Menschen – für mich. Natürlich sollte man allein schon aus Respekt seine Kamera halbwegs bedienen können, aber wer sich mehr für Technik als für Menschen interessiert, der sollte keine Menschen fotografieren.
Aber die Auswüchse der Technikschlacht im Peoplebereich ist ein anderes Thema.

Einige der „Modelle“ von damals (ca. 2016) sind bis heute Shootingpartnerinnen.
Die Bilder sind farbiger und weiter geworden. Beides ist anspruchsvoller als s/w und close. Was keinesfalls abwertend gemeint ist und natürlich auch nicht die einzigen Aspekte sind. Es ist eher der Grund, warum ich so lange gebraucht habe in diesen Bereich vorzustoßen.
Apropo Bereich; ich fotografiere von verkleidet bis nackt, vom intensiven Portrait bis zur skurrilen Inszenierung.

Irgendwann hat sich zu der Oly eine Sony Fullframe gesellt und ein leichtes Tele habe ich auch. Ich wollte weniger Tiefenschärfe, die hippen Schärfeverläufen von ultraoffenblendigen Objektiven.
Heute sehe ich das oft als Effekthascherei an. Es ist der easy way alles in der Unschärfe verschwinden zu lassen und viele Betrachter lassen sich davon immer noch beeindrucken. Ein hübsche Frau, die gelangweilt in die Kamera schaut und der gesamte Hintergrund nicht erkennbar. Dann noch New York, Tokyo oder sonst was drunter schreiben und ich denke, das kann man auch vor einer Garage in Hückeswagen fotografieren.
Manchmal denke ich, ich sollte öfters die Oly nehmen. Aber sie ist schon schlechter. Vor allem der Autofokus. Ich habe Angst Bilder oder eher Momente zu verpassen. Klassische Bilder im Studio mit Mikroposing sind nicht so mein Ding, aber selbst sie kann man nicht wiederholen.
Und was machen wir Fotografen:innen denn? Wir lösen einen Moment aus dem unentlichen Strom der Zeit und geben ihm dadurch Bedeutung. Wir bewahren ihn. Nicht wie er war, sondern wie wir ihn gesehen haben.

Mit den Skurrilitäten kommt hier auch Farbe ins Spiel. In meine Fotografie hat sie schon deutlich früher Einzug gehalten.

Ich liebe es solche Shootings zu planen. Jedes Shooting bedarf einer Planung. Ob der Plan aufgeht, oder wie weit man sich an ihn hält, ist zweitrangig. Aber ohne Plan starten ist für mich kein Shooting sondern Knipserei.
Am schönsten ist es, wenn ich mit der Shootingpartnerin zusammen die Idee ausarbeiten kann, wenn man sich gegenseitig befruchtet und begeistert. Wenn man bereit ist nachts um 1Uhr aufzustehen um zum Sonnenaufgang am Meer zu sein. Wenn man Koffer, Stuhl, Klamotten durch Sand und Regen schleppt. Einfach aus Leidenschaft und weil die Dinge zum Teil auch aus Mühe heraus ihren Wert bekommen. Und weil die Gesichter der Anderen es wert sind. Und weil ich mit einer unfassbaren Freude noch Jahre später an diese Shootings zurückdenke.

Anfangs habe ich gedacht, ich müsste mich einschränken, mir einen Stil zulegen. Wofür eigentlich? Damit man wiedererkannt wird? Von wem? Ich will mich bzw. meine Fotografie gar nicht zur Marke machen. Also nehme ich mir die Freiheit zu machen was ich will. Na ja, im Rahmen dessen, was mit meinen bescheidenen Möglichkeiten umsetzbar ist.
Außerdem; einen Stil legt man sich auch nicht zu, den entwickelt man.
Ja, meine Bilder enthalten oft ein auch gerne kritisiertes Logo. Der Grund ist aber nicht mein überbordentes Ego, oder der fälschliche Glaube, dass es vor Bilderklau schützt, sondern, dass, wenn jemand, bevorzugt ein „Modell“, Interesse an dem Bild und einer Zusammenarbeit hat, weiß wen es kontaktieren muss. Zu 90% ist das der Grund warum ich auf Insta bin. Jemand, der an einer Zusammenarbeit interessiert ist, kann sich hier schnell einen Überblick verschaffen. Insta ist für mich im wesentlich eine Zeigeplattform. Relevanter Austausch findet dort kaum statt.

2 thoughts on “Meine Peoplefotografie”

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