Es gibt viele Gründe, warum ich die Fotografie betreibe. Z.B. um Erinnerungen festzuhalten, oder um meine kreativen Fähigkeiten zu entwickeln und auszudrücken, oder um meine Umwelt und die Umgebung auf eine neue Art und Weise zu betrachten.
Im Jahre 2012 hätte ich andere Worte verwendet. Damals hätte ich nicht gesagt, dass ich fotografiere. Wie unzählige andere habe ich Familie und Reisen geknipst.
Zumindest habe ich weniger sorgfältig auf die Komponenten wie Belichtung, Schärfe, Perspektive und Komposition geachtet, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.
Seit gut 6 Jahren beschäftige ich mich intensiver mit der Fotografie. Vermutlich würde ich heute mit etwas anderen Bildern nach Hause kommen. Aber ich glaube, dass der Unterschied gar nicht so groß wäre. Zumindest bei den meisten Bildern.
Auf Reisen wird Vieles unbewusster, weniger reflektiert, direkter, intuitiver gemacht. Allein schon weil gar nicht die Zeit da ist um minutenlang an einer Aufnahme zu arbeiten – der Rest der Truppe will weiter.
Solche Reisebilder sind Erinnerungshelfer. Sie sollen kein bestimmtes Gefühl oder eine Botschaft ausdrücken. Und solche Bilder sind für den Betrachter nur interessant, wenn eine zeitliche oder kulturelle Distanz zum hier und jetzt herrscht.
Unter anderem deswegen schaue ich sie mir heute an 🙂
Es war eine mehrwöchige Reise durch Amerika. Eine der besten meines Lebens. Es gibt kein richtiges Highlight, auch wenn New York natürlich noch mal etwas mehr heraussticht als Washington, Philli, Erie, New Amsterdam, Key West usw. usf.
Aber so vielfältig wie das Land sind die Eindrücke und Begegnungen. Soll ich den Blick vom Rock über die Stadt mit dem Moment vergleichen, in dem sich eine Mischung aus Mastino und Pitt Bull, mit ungefähr gleicher Schulterbreite und ähnlichem Gewicht wie ich es zu bieten habe, auf meinen Fuss setzt und gestreichelt werden will? Oder mit dem Sonnenuntergang in Key West? Der Atmossphäre im besten Golf Club in New Amsterdam? Dem Moment wo man das erste Mal diesen ganz speziellen Geruch der New Yorker Metro einatmet?
Ich glaube, ich könnte ein ganzes Buch zu dieser Reise schreiben. Aber nicht heute. Heute gibt es nur ein paar Zeilen und ein paar Bilder, die überwiegend meinem heutigen technischen Anspruch nicht mehr genügen. Aber ich merke, dass dies gar nicht so wichtig ist und mit ein wenig Nachbearbeitung auch nicht so schlimm.
Nun sitze ich also hier an einem trüben Wintertag. Vor mir dampft der Kaffee. Es spielt Foreigner, auch eine dieser Erinnerungen. Der Denon treibt die B&W Boxen an. Es ist spät genug um im Zweifel auch die Nachbarn an „Juke Box Hero“, hier in der Live-Fassung aus dem KKL Luzern, teilhaben zu lassen.
Sorry, manchmal muss es einfach was lauter sein.
Für „Waiting for a girl like you“ kommt mein geliebter Bose auf die Ohren und die Nachbarn sind erlöst.
Ich bin überrascht. Offensichtlich habe ich den New-York-Ordner noch nie bearbeitet. Nicht nur nicht bearbeitete Bilder, sondern auch keine Tags und nicht aufgeräumt.
Das ist nicht gut. Ich hebe sowieso immer zu viele Bilder auf und versperre dann mit mittelmäßigen Bildern den Blick auf die Perlen. Aber wenn sie bewertet sind, dann kann ich die weniger guten schnell ausfiltern. So wie wenn man den ganzen Krempel, den man nicht aufräumen will in den Schrank wirft und schnell die Türe zu macht.
In den letzten Jahren habe ich mehr sehen als fotografieren gelernt – glaube ich. An dem Leica-Spruch “Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern.”
ist durchaus was dran. So habe ich nun einen anderen Blick auf die Bilder und sowohl die Auswahl wie die stets geringe Nachbearbeitung gehen relativ schnell von der Hand.
Dennoch bin ich bei manchen Bildern überrascht ob ihrer Ausdruckskraft und frage mich, ob ich es damals schon intuitiv gesehen hatte oder es Glückstreffer waren oder ich mir da jetzt was reininterpretiere. Am Ende ist das Betrachten der eigenen Bilder auch immer eine Auseinandersetzung mit sich selbst.
In New York macht ein Auto wenig Sinn. Hier zu fahren ist zwar auch nicht schlimmer als Paris, Rom oder Köln, aber die Parkgebühren sind ziemlich hoch und die Stadt will ja erlebt werden. Also zu Fuß, mit dem Fahrrad und der Metro.
Gerade einmal drei Tage waren wir in der Stadt. Gefühlt waren es Wochen. Natürlich waren wir auch auf dem Rock, in China Town, auf Staten Island, auf dem Broadway, usw. usf. Diese Stadt hat und gibt so viel Energie. Man muss es erlebt haben.
Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich im Central Park auf der Bank einfach eingeschlafen bin.
Für die den Rest der Reise, nach Long Island, New Amsterdam, zu den Niagara Falls, Toronto usw. durfte es dann dieser Wagen sein.
Ich muss schon sagen, hat Spaß gemacht damit zu fahren. Ein Mal haben wir sogar drin übernachtet. Nicht ganz gewollt, aber das ist eine andere Geschichte 🙂
Es gibt Orte, die ich nicht noch einmal besuchen möchte aus der Angst heraus, dass es nicht besser sein kann und somit eine Enttäuschung würde. New York ist so ein Ort.
Andererseits soll man sich ja seinen Ängsten stellen…