Bereits zur Jahreswende 2020/21 kam völlig beiläufig die Idee auf, dass wir mal zusammen ans Meer fahren sollten. Kurz vor Weihnachten schrieb ich ob der in Wellen verlaufenden Corona-Pandemie und anderer privater Schwierigkeiten „Ja, 2021 muss einiges wieder gutmachen.“
Nun ist es Ende Juli, aus privaten Schwierigkeiten sind private Schicksalsschläge geworden, die Pandemie macht Pause, aber die vierte Welle zeichnet sich ab, und einige Teile Deutschlands sind durch Starkregen abgesoffen und verwüstet. Nein, besser ist 2021 bis dahin nicht geworden.
Es wurde also wirklich Zeit für ein Highlight. Mitte Juni nahmen Fabienne und ich den Gedanken, einen Shooting-Tag am Meer zu verbringen, wieder auf.
Die Grundidee; Sonnenaufgang am Meer 🙂 Die Idee entwickelte sich schnell weiter. Wie und zu was, und was wir damit und daraus gemacht haben, seht ihr weiter unten.
Und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Sonnenaufgang am Meer, im Sommer, von Köln aus hat so seine Nebenwirkungen.
Morgendämmerung um 5:05Uhr, Sonnenaufgang ca. 30 Minuten später. Ein wenig rückwärts gerechnet ergab das für mich diese Weckerliste.
Nach ca. 3h Schlaf war die Nacht also vorbei für mich. Neben dem Üblichen und zwei Tassen Kaffee, wobei auch diese im Grunde üblich sind, ging es auf die Piste.
Es klappte wirklich Alles wie am Schnürchen. Pünktlich Fabienne eingesammelt, pünktlich am Strand gewesen. Nicht ganz das was ich um diese Uhrzeit erwartet hatte 🙂
Das wirklich alles an dem Tag klappte stimmt auch nicht so ganz, aber zumindest was die Planung und Anreise angeht ist es richtig. Auf das andere komme ich später zu sprechen.
Wir waren etwas überrascht, dass um diese Uhrzeit doch einige Autos auf dem Parkplatz standen. Aber am Strand war wie zu erwarten kein Mensch.
Wenn man für einen Tag ans Meer fährt, dann hat man mehr als eine Bildidee – nämlich zwei 🙂
Mit Fabienne zusammen zu „arbeiten“ ist ein Traum. Und das beginnt schon bei der Planung. Es ist halt wirklich eine Zusammenarbeit. Fabienne bringt sich bei jedem Aspekt eines Shootings mit ein. Das kenne ich auch ganz anders.
Also, ganz am Anfang stand ja nur die Absichtserklärung, dass wir zusammen ans Meer wollen – und zwar recht früh. Von Fabienne kam dann die Idee auf, einen Stuhl und Ventilator mitzunehmen. Beides hatte ich schon mal so ähnlich im Einsatz. Einen Stuhl in einen Fluss oder an einen Strand zu stellen hat etwas skurriles, so etwas leicht entrücktes. Da bin ich sofort dabei. Mit dem Venti dazu wird es noch etwas schräger. Das hätte man nun im Bikini oder irgendwelcher Sommerkleidng machen können, aber ich wollte es gerne zusätzlich im Herrenanzug.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine sehr gute Künstlerreportage über Anton Corbijn gesehen (Danke Micha) und im Zusammenhang mit unserem Ausflug schwebte mir sein Bild von U2 im Watt vor.
Ein grandioses Bild. Das inspirierte mich zu der Idee Fabienne ins Watt zu stellen, ziemlich weit an den Rand und mit einem Festnetztelefon aus den 80ern in der Hand. Wie ich auf die Idee kam weiß ich nicht. Irgendwas von Pink Floyd schwirrt mir da durchs Hirn. Aber das muss nicht stimmen.
Also noch geschaut wann Ebbe und Flut ist und es kann fast schon losgehen. Die zwei Hauptbildideen standen grob fest. Es sind immer nur grobe Ideen. Man muss sehen wie es vor Ort ist. Das Licht, die Location, die Passanten, die Stimmung usw.
Neben den Hauptideen gibt es immer noch ein paar kleinere, die sich hauptsächlich spontan dann manifestieren.
Nach dem Sonnenaufgang hatten wir schon einige hundert Bilder im Kasten.
Ich gehöre nicht zu den Fotografen, die ein einzelnes Bild akkurat ausgestalten, kontrollieren, noch mal machen usw. bis es passt. Ich arbeite lieber in Bewegung, in der des Modells und der eigenen. Mal rauf, mal runter, einmal rum ums Modell. Es ist der berühmte Flow um den es hier geht.
Desto mehr Erfahrung das Modell hat und desto mehr es sich einbringt, desto mehr Spaß macht es. Und hier war der Spaß sehr groß.
Das eine ergibt das andere „Oh, das war cool. Aber vlt. noch mal so oder so oder mit der Boje im Vordergrund…“, „Lass uns das mal ausprobieren…“, „Was hältst Du davon?“ usw. usf. Es ist ein Miteinander. Vieles ist spontan, ergibt sich aus der Situation, aber es ist nicht beliebig. Das eine ergibt das andere.
Es wurde Zeit eine Pause zu machen und etwas Schlaf nachzuholen. Also Picknick- und Normaldecke aus dem Auto geholt und an den Strand gelegt.
So langsam kamen auch die ersten Gassigeher, Pferdenarren und Jogger.
Das mit dem Schlafen klappte nicht so richtig, es war mehr ein dösen. Nachdem wir eingesehen hatten, dass das nichts mehr wird sind wir nach Westkapelle gefahren, wo unser zweiter Teil des Shootings stattfinden sollte.
Dort erst mal Kaffee nachgetankt und Kuchen gefuttert. Übrigens wurde es wieder mal ein Besuch in Holland ohne Frikandel und Pommes. Irgendwas läuft da wirklich falsch.
Um 15Uhr sollte der Wassertiefststand sein. Wir waren ca. 13Uhr am Strand nachdem wir einen schön nahgelegenen Parkplatz gesucht und gefunden hatten – immerhin musste das gesamte Gerödel ja geschleppt werden. Strandmuschel, die Decken, Stuhl, Venti, Telefon, Kamera, Klamotten usw. usf.
Die Strandmuschel hatte zwar dort Premiere, aber war dann doch keine so große Herausforderung im Aufbau.
Dafür, dass nicht mehr so viel Zeit zum absoluten Tiefpunkt war, war noch ziemlich viel Wasser da!?
So langsam dämmerte mir, dass Ebbe nicht zwingend Watt bedeutet. Es ist jetzt nicht so, dass ich das erste Mal in dieser Ecke von Holland war. Eher so das 10. Mal oder gar mehr. Aber mir kam vorher gar nicht in den Sinn mein Gehirn auf eine entsprechende Erinnerung abzuklopfen. Natürlich wäre mir dann aufgefallen, dass ich da noch nie Watt gesehen habe. Aus der Corbijn-Idee wurde also nichts 🙁
Da wir beide erneut nicht schlafen konnten, das Warten auf mehr Ebbe auch keinen Sinn ergab, entschlossen wir uns die Bilder eben am Strand statt im Watt zu machen.
Im Gegensatz zu morgens um 6 hatten wir nun Publikum und deren Blicke waren es wirklich wert – irgendwo zwischen interessant und die sind ja völlig verrückt. Gut, dass uns in Holland niemand kennt 🙂
Außer dem Watt vermissten wir die Wolken ein wenig. Die, die ihr hier sehen könnt, sind der Nachbearbeitung zu verdanken.
Und da es keine Wolken gab, konnte die Sonne ungehindert auf Fabiennes Füße strahlen.
Was zu dieser kleinen Erinnerung führte.
Nachdem wir also auch diese Bilder im Kasten hatten, und obwohl wir noch erstaunlich fit waren, beschlossen wir auf die üblichen Bikini- bzw. Strandbilder zu verzichten. Erstens kamen sie uns nach den anderen gerade gemachten etwas langweilig vor, und zweitens dachten wir, dass wir die Chance nutzen sollten halbwegs wach – und sicher – nach Hause zu kommen.
So endete ein fantastischer Tag im Juli 2021 mit Fabienne deutlich weniger kaputt als ich das im Vorfeld befürchtet hatte. Ja, dieser Tag war ein Highlight 🙂
Es sind unglaublich viele, wie wir finden, tolle Bilder entstanden. Natürlich auch einiges, das nie das Licht der Welt erblicken wird. Das lässt sich bei der Arbeitsweise nicht vermeiden und ist auch nicht schlimm.
Ich kann nicht alle Bilder im Beitrag unterbringen – auch nicht in der Galerie. Es sind einfach zu viele.
Deshalb hier noch ein kleiner Auszug ohne Zusammenhang und Chronologie.
#tales_of_the_telephone
3 thoughts on “Sonnenaufgang mit Fabienne”