Talent, Leidenschaft, Mut

Vor allem Mut. Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass vor allem Mut der entscheidende Faktor ist um erfolgreich zu sein. Der Mut sich ins Licht zu stellen und im Zweifelsfall zu scheitern. Und wieder aufzustehen.

Von so vielen Künstlern habe ich gelesen, dass sie irgendwann nach Paris oder öfters noch nach NYC aufgebrochen sind. Ohne große Sprachkenntnisse, ohne großes Geld oder gar einem Rückfahrticket. All in.

So ähnlich auch Norman Seeff. Als Sohn eines Arztes wurde er zwar Arzt, aber sein Herz schlug nicht dafür. Er entwickelte schon früh eine künstlerische Leidenschaft – aber bitte doch erst mal was solides lernen 🙂

Hinweis:
Ich bin ein zweites mal in der Ausstellung gewesen. Dies mal mit einer Führung. Die Infos und Eindrücke habe ich hinten angehangen und nicht in diesen Text, der nach dem ersten Besuch entstanden ist, eingearbeitet.

Als mehr oder weniger freier und politischer Geist wurde es in seiner Heimat Südafrika zunehmend „heikler“. Im Jahre 1968 brach er ab und auf – nach New York. Und wurde, wie man es früher nannte, Starfotograf. Der Weg dahin kann durchaus als holprig bezeichnet werden. Erst mal fotografierte er Menschen auf der Strasse und schuf sich so ein Portfolio. Irgendwie ist er dann in die New Yorker Boheme geraten und machte u.a Aufnahmen von Andy Warhol und Patti Smith.

Über diese Kreise kommt er an Aufträge im Musikbereich zu fotografieren.

Auch wenn man ihn Starfotograf nannte, so hat er die Stars meist nicht als eben solche fotografiert. Er versuchte eine persönliche, fast intime Beziehung zu den Personen herzustellen und fotografierte sie deswegen u.a. gerne bei ihnen zu Hause.

Zur Eröffnung der Ausstellung „The Look of Sound“

Am 12.09.2019 war Eröffnung der Ausstellung im MAKK, bei der ich zu Gast sein durfte.

Eine Ausstellungseröffnung ist etwas anderes als ein „normaler“ Ausstellungsbesuch. Zumindest im MAKK. Zum einen kann man sich bei der Eröffnungsrede ein wenig langweilen wenn alle Honoren sich gegenseitig auf die Schulter klopfen, oder man kann Glück haben und es sind Sprecher dabei, denen es zuzuhören lohnt. Wobei das natürlich alles abgrundtief subjektiv ist.

Aber das wirklich tolle an der Ausstellungseröffnung ist die Uhrzeit, der nicht vorhandene Eintrittspreis, und, auch das eine Spezialität des MAKK, zumindest nach meiner Kenntnis, der kostenfreie Ausschank von Wasser, Wein und Bier.

All dies macht eine andere Stimmung, schafft die Möglichkeit mit anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen und mir einfach Spaß.

Die Ausstellung trägt den Namen „The Look of Sound“ und macht damit schon klar, was einen in der Ausstellung erwartet. Norman Seeff gilt als einer der bedeutendsten Porträtfotografen des Who is Who der Musikszene der 1960er- bis 1980er-Jahre.

In der Ausstellung sind einige Sprüche, Zitate, Memes(?) zu finden, welche Einblick in seine Grundeinstellung aber auch sein Selbstbild geben;

„Rock music was the religion, and i was creating devotional icons“

„The big thing was: could i get a job shooting the beatles or the rolling stones? I prefer the rolling stones. They were more edgy for my tastes.“

„if the moment was real and alive, the image was real and alive.“

Besonders der letzte Spruch gefällt mir, sehe ich ihn doch in einer Reihe mit entsprechenden Aussprüchen von Lindbergh (R.I.P.), Jim Rakete, Jo Baer und vielen anderen und entspricht er meiner tiefen Überzeugung, dass Künstlichkeit niemals zu Wahrheit führt – und alles andere im Grunde langweilig ist.

Die meisten Exponate sind in s/w, was mir sehr entgegen kommt. Besonders gefallen haben mir die Bilder von Ray Charles, Mick Jager und Tina Turner. Und zwar in der Reihenfolge.

Was auf die Ohren

Norman Seeff war also sehr viel im Bereich der Musik unterwegs und hat viele Musiker fotografiert, auch wenn u.a. ein Steve Jobs in der Ausstellung zu finden ist.

Meine Empfehlung; bereitet euch vor und nehmt entsprechende Musik und einen Kopfhörer mit. Es ist einfach was anderes, wenn ihr vor Tina Turner steht und „Nutbush City Limits“ in die Ohren hämmert, oder man sich das fantastische Bild von Ray Charles anschaut und „Hit the Road Jack“ anhört 🙂

Wiederholungstäter

Gestern war ich erneut in der Ausstellung The Look of Sound von Norman Seeff im MAKK.

Das hatte verschiedene Gründe. Erstens hatte sie mir beim ersten mal gut gefallen, zweitens war Museums Donnerstag und somit kostenloser Eintriit und drittens gab es eine Führung.

Bei einer Führung erfährt man ja doch noch mal ein paar neue Dinge. Besonders spannend fand ich die Anfangsgeschichte, die ich versuche mal wiederzugeben. Normans erster Auftrag war die Band „The Band“ zu fotografieren. Es sollten Promotionbilder zum Album „Stage Fright“ entstehen. Zu der Zeit war die Band so bekannt wie die Beatles und Norman war unglaublich nervös. Die Fotos sollten in Woodstock in einer alten, unbeheizten Scheune entstehen. Norman reiste mit dem Auto an und da er Linksverkehr gewöhnt war (kam ja aus Südafrika), und wie erwähnt nervös, hat er wohl das ein oder andere links mit rechts oder andersherum vertauscht. Auf jeden Fall kam er vier Stunde zu spät.

Ein absoluter Newcomer-Fotograf lässt eine der angesagtesten Bands ihrer Zeit vier Stunden in einer unbeheizten Scheune warten. Die Stimmung war entsprechend frostig, das Shooting eine Katastrophe. Das Bild hier war wohl eines der ganz wenigen brauchbaren.

The Band

Aber auch hier absolute Anfängerfehler. So ist z.B. der Lichtformer als Spiegelung in den Scheiben zu sehen.

Seeff war verzweifelt und traute sich nicht, die Bilder bei der Redaktion persönlich abzugeben und so schob er sie in einem Umschlag unter der Tür durch. Eine Woche später lies er sich endlich bei der Redaktion blicken und erhielt den mehr oder weniger erwarteten Anschiss. Nur aus einem ganz anderen Grund.

„Wieso tauchen Sie jetzt er auf? Wir warten schon die ganze Zeit. Wir brauchen eine Freigabe, das Copyright für das Bild von Ihnen“. Seeff war erstaunt und sagte „Wieso haben sie sich denn nicht gemeldet?“.
Tja, nun, er hatte rein gar nichts auf den Umschlag geschrieben. Keine Adresse, keine Telefonnummer rein gar nichts.

Der vermeintliche Fehler des Bildes machte es zu was besonderem. Stage Fright bedeutet so viel wie Lampenfieber. Und da war die Spiegelung des Lichtsetups zwar nicht gewollt, aber genial 🙂 Auch die eher versteinerten Mienen der Bandmitglieder machten das Bild zu etwas besonderem.

Norman Seeff erkannte, dass die Unperfektion das Salz in der Suppe war. Dass, was die Bilder so besonders machte.
Und hier schließt sich ein wenig der Kreis zu den oben genannten Fotogragen. Eines meiner Lieblingszitate von Jim Rakete lautet „Perfektion klebt die Phantasie zu“.

Seeff machte dies zu seinem Motto. So fotografierte er die Blues Brothers, bevor sie die Blues Brothers waren, so, dass die Shootingaufbauten gut sichtbar mit im Bild waren. Er perfektionierte das Unperfekte.

Eine kleine, feine und inspirierende Ausstellung, die noch bis zum 8. März im MAKK zu sehen ist.
Von mir eine klare Empfehlung!

Links:
http://normanseeff.com
https://museenkoeln.de/portal/Norman-Seeff-The-Look-of-Sound
https://www.egconf.com/videos/norman-seeff-photographer-filmmaker-healer-eg8