Neulich wurde ich für einen kleinen Beitrag in einem Magazin gefragt, ob ich lieber im Studio oder auf der Straße fotografiere.
Dies zu beantworten ist eine Leichtigkeit. STRASSE!
Schwieriger wird es wie so oft beim warum?
Bevor ich in die People-Fotografie eingestiegen bin, habe ich viel Street gemacht. Zu den Hochzeiten von Thomas Leuthard trieb ich mich auch auf den Straßen herum. Einmal auch mit ihm.
Ich hatte fast immer meine kleine Olympus dabei. Die Straße kann dich immer überraschen.

Das war eine wirklich gute Zeit. Aber das Warten auf eine Situation, einen Moment reichte mir irgendwann nicht mehr. Sie selber herbeiführen ist noch mal was anderes.
Das heißt nicht, dass Street-Fotografie nicht kreativ sein kann. Jede Fotografie ist das. Auch die Dokumentation. Als Fotograf:in hat man immer eine Menge Entscheidungen zu fällen. Eine der Wichtigsten ist, nicht auf den Auslöser zu drücken.
Aber alles hat seine Zeit und irgendwann bin ich „weiter“ gezogen in die Peoplefotografie. Das mache ich nun seit knapp acht Jahren. Für mich gibt es nichts Spannenderes, als Menschen abzulichten. Aber der Straße bleibe ich treu. Für mich die interessanteste Kombi.
Sie hat was Dreckiges (besonders in Köln), was Direktes, eine gewisse Wahrhaftigkeit. Auf der (belebten) Straße zu fotografieren ist nie ganz planbar. Es gibt keine vollständige Kontrolle. Es sind immer Überraschungen zu erwarten. Und das ist gut so.
Ich bin immer neugierig, was passieren wird. Und manchmal passiert nichts. Manchmal sehe ich auch erst, was passiert ist, wenn ich mir die Bilder später anschaue.
Ich mag diese Herausforderung. Zumindest im Abstrakten und mit etwas Abstand.
Manchmal treibt es mich auch in die Verzweiflung und das Scheitern tut auch mal weh.
Das sind „Street-Bilder“. Die Menschen auf den Bildern waren zufällig und wussten nicht, dass ich sie fotografiere. Das ist der wesentliche Unterschied zu heute.
Während ich damals warten und hoffen musste, dass sich eine Situation ergibt, kann ich diese heute herbeiführen. Zumindest im Groben. Im Kleinen lauere ich immer noch auf diese besonderen Momente, die meist zwischen dem Posen, dem sich konzentrieren, dem bewussten vor der Kamera stehen, sich ergeben.
Outdoor-Bilder sind nie perfekt. Mal steht die Sonne zu hoch, mal zu tief. Oder ist überhaupt nicht vorhanden. Zu viele Leute im Hintergrund, zu wenig Leute im Hintergrund. Oder auch einfach die falschen. Das ließe sich nun endlos fortführen.
Aber ich wüsste auch nicht, was dieses „perfekt“ überhaupt ist, oder ob ich es erkennen würde.
Es gibt die Fotos, die für diesen Moment perfekt sind. Wo ich denke, dass ich in der Situation, in dem Moment kein besseres hätte machen können. Aber das ist selten, und in der nächsten Sekunde wieder anders.
Kennt ihr das japanische Konzept Wabi-Sabi? Leider kann ich es kaum erklären. Es ist auch nichts, worüber ich beim Shooting nachdenke. Dafür wäre gar nicht die Zeit. Es ist ein Gefühl. Wenn das Schöne vor lauter Schönheit langweilig wird, ihm das Leben fehlt. Vielleicht ist der berühmte, anklebbare Schönheitsfleck ein gutes Beispiel für etwas, was die Schönheit aus dem kalten, abstrakten ins Warme bringt.
Was würdest Du tun, nachdem Du das perfekte Foto geschossen hast?
Mit der Gewissheit niemals ein besseres Foto zu schießen kann man sich doch nur ein neues Hobby suchen 🙂 Also hoffen wir, niemals Perfektion zu erreichen.