Genau vier Jahre und zwei Tage ist unser erstes Shooting her. Damals trafen wir uns in Westkapelle. Dieses Mal sind wir zusammen nach Domburg gefahren.

Der Termin steht schon länger. Das wohin und was haben wir kurzfristig geklärt. In Deutschland ist es kalt, zumindest morgens. Aber sonst ist es wunderbares Herbstwetter. Und das Licht ist grandios. Ob das in den Niederlanden auch so sein wird? Wir werden sehen.

Zwischen Anita und mir gibt es ein Grundverständnis über Shootings. Wir wissen, und interessanterweise war das nie anders, wie der Andere tickt – zumindest im Wesentlichen. Ich würde sagen, über 70% brauchen wir uns gar nicht unterhalten. Es bleiben die Sahnehäubchen, die Gags, die Skurrilitäten usw.
Das Problem ist, man will sich nicht wiederholen und nach Möglichkeit sogar verbessern – was immer das bedeuten mag. Jetzt besteht die Fotografie aus so vielen Aspekten, als dass man sich, wenn man es genau nimmt, sowieso nicht wiederholen kann, aber vor vier Jahren haben wir zum Beispiel „einfache“ Porträts gemacht was uns nun zu wenig wäre.

Es ist nicht einfach für mich dies zu erklären. Das soll keine Wertung sein. Ich mag die Bilder von damals immer noch sehr und „shadows on the wall„, ein Bildband Lindberghs mit überwiegend „einfachen“ Close-Ups ist immer noch mein Lieblingsband. Aber zur Zeit, und schon etwas länger, mag ich es szenischer, gehe ich mehr und öfter Richtung Weitwinkel und liebe Strecken wie die mit Fabienne.
Die Accessoires sollen mehr oder weniger starke Anknüpfungspunkte bzw. Auslöser für die Geschichten sein, die dem Betrachter in den Sinn kommen. Ich möchte gar keine Geschichte erzählen mit den Bildern, sondern nur den Raum für die des Betrachters geben.

Wir unterhielten uns also über das was. Kurzes, angestrengtes Nachdenken ist dabei wichtig. Meist völlig fruchtlos, aber wichtig, weil im Moment des „Loslassens“, den es sonst nicht geben würde, oft dann doch eine Idee sich an die Oberfläche kämpft.
Ein Telefon sollte es dieses Mal nicht sein. Zu präsent noch die Bilder mit Fabienne, wenn auch man daraus eine Serie machen könnte. Stattdessen stieg ein Drachen in den Himmel. Aus der Idee ein Bild im Bild zu machen wurde dann ein Bild im Sand im Bild. Und so entsteht Idee um Idee. Manche entwickelt sich weiter, manche wird wieder verworfen.
Ich glaube, dass man einen kreativen Prozess nicht erzwingen kann. Aber man kann Rahmenbedingungen schaffen, die es leichter oder eben schwerer machen kreativ zu sein. Eine dieser Rahmenbedingungen ist gegenseitiges Vertrauen. Vertrauen auf Ehrlichkeit und Respekt. Ich weiß, dass Anita mir es sagt, wenn sie eine Idee doof findet. Und ich weiß, dass sie es mit Respekt tut 🙂 Im Ernst, man darf es nicht persönlich nehmen und beleidigt sein, wenn der andere die Idee nicht ganz so toll findet wie man selbst in dem Moment. Und oft ist es dann so, dass sie nicht verworfen, sondern abgewandelt wird.
Für mich ist das die beste aller Varianten, Denn so entstehen gemeinsame Ideen und Vorstellungen und Bilder. Eine wunderbare Zusammenarbeit.
Vor kurzem schrieb eine der Kölner „Lokalgrößen“ im Bereich Fotografie etwas in der Richtung „Wie jeder (Model und Fotograf) beim Shooting auf seine Kosten kommt“. Ausgangspunkt war, dass beide eigentlich ganz unterschiedliche Bilder wollen und am Ende aber jeder die Seinen bekommt.
Klar, kann man so machen und ist ja schön, wenn am Ende alle Seiten zufrieden sind. Aber ich glaube nicht, dass ich „meine“ Bilder bekommen kann, wenn meine Shootingpartnerin sie nicht auch als „ihre“ ansieht.
Nun ja, egal. Ich schweife etwas ab. Wo waren wir? Ach ja, in Domburg.

Domburg ist ein kleines Dorf (oder nennen die sich schon Stadt?) um welches ich bisher einen Bogen gemacht habe. Irgendwann hörte ich Mal, dass da Alle hinfahren. Also nichts für mich. Nun habe ich es doch getan…

Wir sind vormittags angekommen und ich hatte bereits im Vorfeld gelesen, dass die ganze Region sich wohl langsam von den Parkgebühren finanziert.
Und so ist es auch. Der Parkplatz kurz hinter den Dünen kostet schlanke 5,20€ pro Stunde. Von so etwas darf man sich die Laune nicht verderben lassen. Allerdings musste ich erkennen, dass es bisher ganz richtig gewesen war, einen Bogen um Domburg zu machen. Eine Einkaufs- bzw. Hauptstrasse von ein paar hundert Meter Länge voll mit Touris ist einfach nichts für mich.
Wir entschlossen uns, nach dem Verzehr der fast schon obligatorischen Pommes mit Frikandel, ein kurzes Stück Richtung Westkapelle auf den kostenlosen Autostrand-Parkplatz zu fahren. Ein Parkplatz, der ausnahmsweise auf der Meerseite der Dünen liegt.
Hier gefiel es uns deutlich besser. Also schnell das gesamte Gerümpel im Sand ausgebreitet. Aber erstmal Sand, Meer und Aussicht genießen und langsam reinkommen.

Zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir reichlich Zeit haben. Der Plan war ja, den Sonnenuntergang mitzunehmen. Das Wetter war tatsächlich schlechter als in Deutschland, sah aber nach Besserung aus – was sich als kleiner Irrtum herausstellte.

Apropos Irrtum, viel Zeit hatten wir an dem Ort auch nicht. Auch wenn ich ja bei dem Ausflug mit Fabienne gelernt habe, dass es hier kein Watt gibt, so gibt es doch Ebbe und Flut. Und es war Flut. Und unser Lagerplatz war sehr schnell vom Wasser gefährdet.

Kurz entschlossen gaben wir diesen Platz auf und zogen weiter Richtung Westkapelle. Waren ja nur ein paar hundert Meter.
Damit waren wir nun dort, wo vor vier Jahren alles begann 🙂

Wie bereits angedeutet entwickelte sich das Wetter nicht in unserem Sinne. So machten wir noch ein paar Bilder an der Strandpromenade und uns dann auf den Weg nach Zoutelande. Nicht um dort noch Bilder zu machen, damit hatten wir abgeschlossen, sondern quasi Locationscouting fürs nächste Mal. Und um noch einen Kaffee zu trinken. Während wir diesen tranken fing es an zu regnen.

Einen kleinen Nachschlag gibt es hier.