Nach dem vor ein paar Tagen nicht ganz unerwartet die zweite Absage des Umweltfotofestivals „horizonte zingst“ in meiner Timeline aufschlug, natürlich wegen Corona, und ich heute ein wenig nostalgisch angehaucht bin, dachte ich mir, ich schreibe ein paar Zeilen dazu.
Nicht zu Corona, auch wenn es dazu viel zu schreiben gäbe, zumal seit heute Nacht 0Uhr es eine nächtliche Ausgangssperre in Köln gibt und die Politik nach wochenlanger Lethargie sich nun in Aktionismus übt, zumindest was den Privatsektor angeht. Und wer nun glaubt, dass es mit der anstehenden Wahl zu tun haben… ach, lassen wir das.

Was das Festival ist kann ich gar nicht so einfach beschreiben. Ich kann versuchen zu beschreiben was es für mich ist.

In dem kleinen Ort Zingst dreht sich eine gute Woche lang fast alles um die Fotografie. Diverse Hersteller zeigen diverse Produkte, was ich nicht so interessant finde, es werden „kleine“ und „große“ Workshops zu fast allen Themen angeboten wobei ich schon einen Schwerpunkt auf der Landschaftsfotografie sehe. Ähnlich ist es mit Vorträgen und Ausstellungen.
Fast in jeder Sparte gibt es zur Bezahlversion auch kostenlose Angebote, welche für mich viel von dem Reiz ausmachen, den das Festival auf mich hat. Nicht weil ich so ein Sparfuchs bin, sondern weil ich es liebe unverbindlich bzw. niederschwellig in Dinge reinschnuppern zu können und weil dort oft eine andere Atmosphäre herrscht. Kein Anspruchsdenken, sondern Dankbarkeit. Und ich habe nicht das Gefühl, dass Zingst überkommerzialisiert ist.
Zusätzlich stehen an verschiedenen Orten Kunstobjekte, die betrachtet werden wollen oder besser noch einladen selber kreativ zu werden.

Neben all der Fotografie, die förmlich in der Luft liegt, bleibt immer noch genug Zeit und Raum die wunderbare Natur zu genießen. Und so wird das Ganze für mich zu einer Art Themenurlaub.
Von eine familiären Atmosspäre zu sprechen wäre völlig übertreiben, auch wenn ich verwundert war wie viele mir bekannte Nasen ich gute 700km von zu Hause da gesehen habe. Aber wie auf den Bildern unschwer zu erkennen sein sollte, ist das Dorf nicht völlig überlaufen. Etwas weg von der Hauptstrasse wirkt Zingst schnell wie ein „normales“ Ostseedorf.

Das erste Mal war ich 2017 da. Ich dachte, ich schaue es mir einfach mal an, nehme einen Gin und mein Fahrrad mit und der Rest wird sich zeigen 🙂

Diese großen und kleinen Kunstinstallationen, wie der Rahmen oben oder diese Strandszene in einer Flasche, liebe ich total. Sie motivieren mich einfach mal stehen zu bleiben, zu schauen, auf mehr oder weniger naheliegende Ideen zu kommen und ein paar Bilder auszuprobieren.

(Message In A Bottle, Police)

Das Umweltfestival richtet sich nach meiner Wahrnehmung einfach an Fotografiebegeisterte, oder zumindest Interessierte. Eine der Aktionen ist „BILD DES TAGES“ wo jeder jeden Tag ein Bild einreichen kann welches dann geprintet und in der Fußgängerzone gezeigt wird.
Abends wird dann am Strand eine Leinwand aufgebaut, die Mücken eingeladen und die von einer Jury ausgewählten besten Bilder werden gezeigt und mit kleinen Gewinnen prämiert.
Dabei herrscht eine schöne Stimmung des Gönnens, nicht des Neides. Zumindest habe ich es so wahrgenommen. Ganz allgemein geht es ziemlich entspannt zu. Liegt vielleicht daran, dass ein Großteil der Anwesenden es im wesentlichen als Urlaub ansehen.

Eine der oben angesprochenen kostenloses Ausstellungen. Man beachte die Kaltgetränke 🙂 Die sind perse natürlich eine feine Geste, aber darüber hinaus helfen sie eine Atmossphäre zu schaffen bei der man leicht mit anderen Gästen, oder auch auch Ausstellern, ins Gespräch kommt.

Und hier seht ihr einen der „kleinen“ kostenlosen Olympus-Workshops. Ich war zwar kein Teilnehmer, ist auch nicht so meine Art der Fotografie, aber da der Strand ja öffentlich ist… Und wenn man darauf achtet keinem ihm Weg zu stehen ist ein wenig beobachten und making-ofs zu machen ja kein Problem.

Am nächsten Tag war ich bei „Meet the Professionals“ bei Olympus. Der Professional war in diesem Fall Brendan de Clerq. Das mir zu diesem Zeitpunkt unbekannte Modell namens Swantje hat mich direkt begeistert. Hach, diese Sommersprossen 🙂
Die Situation erschien mir ein wenig skuril. Es war ein Blitz aufgebaut und entsprechend dessen sollten wir die Kameras einstellen. Danach durfte jeder mal vortreten und zwei, drei Bilder machen.
Ich würde mal sagen, wir waren ca. 10 Fotografen. Irgendwo in der Mitte war ich dran, und auch wenn es nun blöde klingt, ich war der Erste der zu Swantje ging, die Hand ausstreckte und sagte „Hallo, ich bin der Jörg. Freut mich“.
Wir fotografieren doch Menschen!

Neben dem mehr oder weniger Einerleifoto habe ich ganz schnell noch einige ohne Blitz gemacht. In meinen Augen sind das die besseren. Wie gerne hätte ich nur fünf Minuten mit Swantje in Ruhe gehabt.

Ihr könnt euch vorstellen wie groß meine Freude war, als ich las, dass am nächsten Tag ein Workshop mit Swantje am Strand stattfinden sollte. Direkt angemeldet, logisch.

Aber zuvor noch den Nachmittag mit Liane und Micha am Strand in Ahrenshope verbracht. Eine weitere Annehmlichkeit von Zingst, man trifft dort Freunde – oder gewinnt Neue 🙂


Also, auf zum Strand bzw. Workshop.
Jetzt ist „Workshop“ ein großes Wort für eine solche Veranstaltung, aber wie man es nennt ist ja auch egal so lange es Spaß macht -und man jemanden wie Swantje „kennenlernt“.

Übrigens ist Swantje nicht nur ein sehr interessantes Modell, sondern wie ich u.a. beim Umgang mit der jüngsten Workshop-Teilnehmerin beobachten konnte, auch noch nett.
Als die Seenotrettung von Zingst SAR (Search and Rescue) hinter ihr ins Wasser donnerte war Swantje nur kurz irritiert.

Es war wirklich ein toller Ausflug an den Strand. Für einen größeren Lernerfolg wäre eine Nachbesprechung wünschenswert, aber das darf man bei einer kostenlosen Veranstaltung nun wirklich nicht erwarten.
Ich finde das Angagement von Olympus hier wirklich großartig, da es sich zu keinem Zeitpunkt wie eine Verkaufsveranstaltung anfühlt. Wahrscheinlich weil es keine ist. Natürlich konnte man sich Kameras und Objektive leihen und bekam, falls gewünscht Hilfestellung. Und wenn man damit zukünftige Kunden gewinnt…
Aber wer wie ich mit seiner eigenen Olympus ankam und einfach nur schauen, lernen und Bilder machen wollte war genauso willkommen. Danke dafür.

Damit war mein Ausflug nach Zingst zu Ende. Zumindest der Teil, zu dem es Bilder und Erinnerungen gibt 🙂